Abstract Syntax Notation One

Die Abstract Syntax Notation One (ASN.1; deutsch Abstrakte Syntaxnotation Eins) ist eine Beschreibungssprache zur Definition von Datenstrukturen sowie Festlegungen zur Umsetzung von Datenstrukturen und Elementen in ein netzeinheitliches Format. Sie ist gemeinsamer Standard der ITU-T (International Telecommunication Union – Telecommunication Standardization Sector) und der ISO (Internationale Organisation für Normung).

Das Wort Abstract im Namen bedeutet, dass zwar die (abstrakte) Struktur der Daten festgelegt wird, nicht aber die (konkrete) Schreibweise, also wie die einzelnen Bits über die Leitung geschickt oder in Dateien gespeichert werden. Durch diese Trennung zwischen Inhalt und Form ist es möglich, je nach Verwendungszweck eine dafür geeignete Schreibweise (Kodierung) zu verwenden.

Das Wort Syntax im Namen bedeutet, dass diese Notation nur festlegt, welche Form die Daten haben. Sie legt jedoch nicht fest, wie diese Daten interpretiert werden. So kann mit ASN.1 zum Beispiel eine „Folge zweier Zahlen, nämlich 7 und 13“ beschrieben werden. Was diese Zahlen inhaltlich bedeuten, wird jedoch nicht von ASN.1 festgelegt, sondern von der Anwendung, die ASN.1 verwendet.

Die Notation ist in den ITU-T-Standards X.680ff definiert. Die zugehörigen Standards X.690ff definieren verschiedene Encoding Rules (Kodierungsregeln), wie die ASN.1-Datenwerte auf Bit-Ebene kodiert werden. Mit Hilfe von ASN.1 und einer gemeinsamen Kodierungsregel können Systeme mit unterschiedlichen internen Datendarstellungen Nachrichten austauschen.

ASN.1 ist eine verbreitete Möglichkeit, die Nachrichtenelemente von Protokollen des OSI-Modells eindeutig zu beschreiben, und wird von OSI-konformen Techniken wie X.500 und X.509, aber auch von Internetprotokollen wie SNMP oder LDAP verwendet. Breite Anwendung findet ASN.1 auch im Telekommunikationsbereich, z. B. bei den Standards GSM für die Abrechnung von Roaminggesprächen in TAP3-Dateien und UMTS.

Meist werden in ASN.1 spezifizierte Daten mit den einfach zu handhabenden Basic Encoding Rules (BER) kodiert. In Bereichen, bei denen eine platzsparende Kodierung erwünscht ist (zum Beispiel Mobilfunk), werden die Packed Encoding Rules (PER) bevorzugt. Weiterhin existieren die injektiven Canonical Encoding Rules (CER) und Distinguished Encoding Rules (DER), wobei letztere weiter verbreitet sind. Die Distinguished Encoding Rules sind eine Untermenge der BER und sind eine Codierung von ASN.1-Datenbeschreibungen, die auf Bitebene völlig eindeutig ist. Es gibt in den DER also im Unterschied zu den BER für jeden ASN.1-Wert nur eine mögliche Codierung. Damit eignen sie sich für Fälle, in denen ASN.1-Daten digital signiert werden müssen oder plattformübergreifend ausgetauscht werden sollen, beispielsweise in digitalen Zertifikaten (siehe X.509).


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